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Victor Klemperer

Voltaire
Essay

Mit einem Nachwort von Rita Schober

151 Seiten (2004), vergriffen

Victor Klemperer (1881-1960) hat sich mit seiner Sprachanalyse des „Dritten Reichs“, LTI (1947), und seinen 1995 veröffentlichten, in viele Sprachen übersetzten Tagebüchern „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ (Tagebücher 1933-1945) in das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft eingeschrieben: als luzider Chronist und zugleich als Verfolgter der nationalsozialistischen Diktatur protokollierte er von Anfang an den alltäglichen Schrecken des NS-Regimes, der ihm und seiner Frau Eva das Leben zur Hölle machte. Klemperer wurde wegen seiner jüdischen Herkunft als Professor der Romanistik an der Dresdener TU entlassen. Doch Berufsverbot, Benutzungsverbot der öffentlichen Bibliotheken, Zwangseinweisung in verschiedene „Judenhäuser“ sowie viele weitere Repressalien und Schikanen hielten ihn trotz Erschöpfung und permanenter Drohung, deportiert zu werden, nicht davon ab, sich mit seinem wissenschaftlichen Lieblingsthema zu beschäftigen: der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts.

Victor Klemperer hatte sich 1914 mit einer Arbeit zur Literatur der Aufklärung habilitiert, als erster und für lange Zeit auch als einziger Romanist in Deutschland; wenig später legte er eine umfangreiche Montesquieu-Studie vor. Sein Projekt, eine Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert zu schreiben, gab er selbst in der NS-Zeit nie ganz auf. Die 1954 (Band 1) und 1964 (Band 2) veröffentlichte Literaturgeschichte wird eröffnet mit einer umfassenden Studie zu Voltaire, die jetzt in der edition tranvía wieder zugänglich ist.

Es war Voltaire, mit dem sich Victor Klemperer in den Jahren des Schreckens in besonderer Weise verbunden fühlte; im Oktober 1938 notierte er in sein Tagebuch: „Mein Denken ist jetzt ganz und gar das voltairisch kosmopolitische. Jede nationale Umgrenzung erscheint mir als Barbarei.“ In ihrem Nachwort zu Klemperers Voltaire erinnert Rita Schober, die nach dem 2. Weltkrieg Klemperers Assistentin wurde und später seine Nachfolgerin auf dem Lehrstuhl für Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, an die wissenschaftliche und an die existentielle Bedeutung, die das Studium der Literatur der Lumières und insbesondere Voltaires für ihren Lehrer hatte.

"Voltaire wird für Klemperer zum Stichwortgeber eines geistigen Optimismus in Zeiten höchster Bedrohung. Klemperers 'Voltaire' ist ein leicht zu lesender Text, der das Vorurteil von der Gedankenschwere wissenschaftlicher Untersuchungen ad absurdum führt." (Fritz Rudolf Fries, in Neues Deutschland)
"Klemperer schreibt so, dass man Lust bekommt, zu den Originaltexten zu greifen ... Sie wird Sie nicht so schnell loslassen, die Sprache Victor KLemperers." (Ernst-Jürgen Walberg, in NDR 1, Kulturjournal)


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